Wie geht man auf eine Katze zu? Tipps, um ihr Vertrauen zu gewinnen

Author picture Angelika  - aktualisiert: 14/04/2025

Manchmal denkt man, dass Katzen halt einfach eigenwillig sind. Und doch will eine Katze dir mit ihrer Körpersprache allerlei Dinge mitteilen. Als Katzensitter*in kommst du regelmäßig mit „neuen“ Katzen in Kontakt. Wie gewinnst du ihr Vertrauen? Verhaltenstherapeutin für Katzen Yvon Sweere erklärt die wichtigsten Verhaltensregeln und die größten Missverständnisse im Umgang mit Katzen.

Wie gehst man auf eine fremde Katze zu?

Wie erkennt man Stress bei Katzen? Was braucht die Katze? Wie kommt es, dass eine Katze Angst hat? Dies sind wichtige Fragen bei der Arbeit von Yvon Sweere: „Viele Probleme entstehen aus einem mangelnden Verständnis dafür, wie Katzen sind und was sie brauchen. Ihre Signale werden oft falsch interpretiert, sodass die Katze nicht das bekommt, was sie braucht.“ In ihrer Praxis hilft Yvon Katzenbesitzer*innen, das Problemverhalten ihrer Katze zu „behandeln“. Heute teilt sie ihre wichtigsten Tipps zum Verhalten und zur Kommunikation von Katzen mit den Katzenbesitzer*innen und Sitter*innen von Pawshake.

Eine Katze kennenzulernen, erfordert manchmal ein wenig Geduld

 

Was läuft deiner Meinung nach oft schief, wenn Menschen eine Katze zum ersten Mal treffen?

„Als Tierliebhaber oder Katzensitter möchtest du vielleicht zeigen, dass du Katzen liebst, und sofort eine Bindung zur Katze aufbauen, indem du sie gleich streichelst oder mit ihr kuschelst. Vielleicht befürchtest du, dass der Kunde oder die Kundin denkt, du hättest nicht viel Interesse an der Katze, wenn du einfach abwartest – dabei ist eine abwartende Haltung genau der richtige Ansatz. Außerdem sehe ich, dass das Anstoßen mit dem Kopf oft als freundliche Geste angesehen wird. Es kann sich aber auch um reines Markierverhalten handeln. Wenn die Katze ihren Schwanz gerade nach oben hält, ist das das zuverlässigste Signal dafür, dass sie freundlich und interessiert ist.“

Wie sollte man sich also einer fremden Katze nähern?

 

„Das Wichtigste ist, dass die Katze selbst die Initiative ergreift. Bleib ruhig, gehe in die Knie und sage ihren Namen. Eventuell kannst du dem Besitzer oder der Besitzerin erklären, was du machst: „Ich überlasse es der Katze, das Tempo vorzugeben. Darf ich ihr ein Leckerchen geben?“ 

Dann streckst du vorsichtig deine Hand aus. Streckt die Katze ihren Schwanz in die Luft? Das bedeutet: „Ich möchte interagieren!“. Dann kannst du die Katze am Kopf oder am Kinn kraulen. Aber lieber nicht am ganzen Körper streicheln. Wenn eine Katze an deiner Hand riecht und dabei ihren Schwanz senkt, dann will sie dich nur beschnuppern und hat keinen weiteren Kontaktbedarf. Also lässt du sie wieder gehen.“

Eine Katze, die ihre Augen schließt, fühlt sich normalerweise wohl.

 

Was ist, wenn eine Katze in einen Schrank oder unters Bett geflüchtet ist?

„Die Besitzerin oder der Besitzer möchte vielleicht, dass der neue Katzensitter die Katze kennenlernt. Aber verängstigte Katzen, die sich versteckt haben, lassen sich nur schwer herauslocken. Man könnte es mit einer Leckerchenspur versuchen, aber man sollte die Katze auf keinen Fall unter dem Bett hervorziehen. Kommt die Katze nach einer Viertelstunde von selbst heraus, um sich neugierig umzusehen? Okay, dann kannst du versuchen, Kontakt aufzunehmen. Ansonsten würde ich die Katze in Ruhe lassen, sie braucht mehr Zeit.“

 

Was sind Anzeichen dafür, dass die Katze kein Interesse hat?

„Das Erste, was eine Katze tut, ist, eine Rückwärtsbewegung zu machen. Der Kopf zieht sich von der Hand weg, sie wendet sich ab. Aber auch Gähnen, Lippenlecken oder mit dem Schwanz wedeln sind Anzeichen dafür, dass die Katze etwas nicht geheuer ist. Das sind alles Warnsignale, die besagen: Lass mich in Ruhe. Dann solltest du den Kontakt unter keinen Umständen erzwingen. Wenn du eine Katze zu etwas zwingst, erhöhst du die Wahrscheinlichkeit, dass sie mit den Krallen ausholt. Automatisch wirst du deine Hand zurückziehen und damit ungewollt zu einer unerwünschten Lernerfahrung beitragen. Denn dann denkt die Katze: „Aha, so sorge ich dafür, dass das Streicheln aufhört“, und lernt, dass sich aggressives Verhalten auszahlt.“

Bei schüchternen oder ängstlichen Katzen ist es am besten, Abstand zu halten und ihnen Zeit zu geben.

 

Was macht man als Katzensitter*in (oder -Besitzer*in) am besten, um eine Katze zu beschäftigen?

„Wir denken oft, dass Katzen gestreichelt und gekuschelt werden wollen. Aber die meisten Katzen möchten lieber spielen! Ich nehme oft eine Reizangel mit zu einer Sitzung, und das kannst du als Katzensitter oder -sitterin auch tun. Die haben meistens eine „Beute“, die man austauschen kann, zum Beispiel etwas mit Federn oder etwas Schlangenähnlicheres. Du kannst ausprobieren, worauf die Katze am besten reagiert.“

 

Aber viele Katzen wollen doch gar nicht spielen?

„Das denken Katzenbesitzer oft. Aber meistens liegt das daran, dass sie nicht auf die richtige Weise spielen. Dann sieht es so aus, als hätte die Katze keine Lust oder sei faul. Aber Spielen bedeutet Interaktion: Du musst angeln und dich bewegen, mitmachen! Bewege die Beute wie eine echte Beute, also von der Katze weg. Dann siehst du direkt eine enorme Reaktion. Selbst wenn die Katze still sitzt und konzentriert mit dem Blick ihrer Beute folgt, ist das eigentlich schon ein Spiel. Zum Jagdinstinkt gehört nämlich auch, unauffällig auf seine Chance zu warten. 

Gib also nicht zu schnell auf und erwarte nicht, dass die Katze sofort wie verrückt hinterher rennt. Nimm dir Zeit zum Spielen. Bringe auch Leckerchen und eine gute Reizangel mit einem Spielzeug mit, das wie Beute aussieht. Dann kannst du dem Besitzer hinterher erzählen: „Schau mal, das macht deiner Katze Spaß!“ Viele Besitzer werden überrascht sein.“

Es gibt eigentlich nichts Schöneres für eine Katze, als auf die Jagd zu gehen – selbst wenn sie nur das Ende der Reizangel fängt.

 

Hast du noch weitere Tipps für Katzenbesitzer*innen und Katzensitter*innen?

„Jede Katze hat andere Bedürfnisse: Manche spielen gerne, andere lassen sich gerne bürsten und wieder andere mögen es, gestreichelt zu werden. Beachte immer die individuellen Bedürfnisse und Signale der Katze. Wenn du lernst, Katzen zu lesen und zu verstehen, wird die Interaktion mit dem Tier angenehmer und du wirst eine bessere Beziehung zu der Katze haben.“

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